Gewürzlexikon: Meerrettich

Der Meerrettich gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Die Wurzel wird als Gemüse, Gewürz oder in der Pflanzenheilkunde verwendet.
Ursprünglich kommt der Meerrettich aus Ost- und Südeuropa, wo er Kre(n) oder Kreen genannt wird. Das Wort Kren stammt von dem slawischen krenas, das weinen bedeutet. Eine fränkische Variante ist Kree oder Merch. Weitere Namen sind Meerrettig, Mährrettig oder Beißwurzel.

Der Meerrettich wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von 50 bis 120 cm, selten auch mal 200 cm. Er ist eine winterharte Pflanze und hält sogar Temperaturen von -50°C aus. Die Wurzel kann im moorigen oder sandigen Boden eine Länge von bis zu 60 cm erreichen.

Geschichte

Der Meerrettich war schon in der Antike bekannt. Schon Cato befasste sich in seinen Abhandlungen mit dem Anbau der Pflanze. Ursprünglich stammt der Meerrettich vermutlich aus Moldau. Durch die slawischen Völker wurde er von dort aus nach Mitteleuropa gebracht und verbreitet.
Erst seit dem Mittelalter soll der Meerrettich auch in Deutschland angebaut worden sein. Zunächst wurde er als Heilpflanze und Gewürz eingesetzt.

In der Küche

Die Meerrettichwurzel ist in unverarbeitetem Zustand geruchlos, erst, wenn sie geschnitten oder gerieben wird, verströmt sie einen stechenden und zu Tränen reizenden Geruch. Vor der leichten Erhältlichkeit von Pfeffer waren Meerrettich und Senf die einzigen scharfen Gewürze der deutschen Küche und fanden entsprechend viel Anwendung. Bei Trocknung oder Kochen der Wurzel verliert diese größtenteils ihr flüchtiges Öl und damit auch ihren scharfen Geschmack.

Meerrettich wird heute unter anderem zu geräuchertem Fisch, Tafelspitz, Sauerfleisch, Roastbeef, Schinken und Frankfurter sowie Wiener Würstchen serviert. Ein beliebter Brotaufstrich ist mit Meerrettich gewürzter Quark oder Frischkäse. Oft lässt sich Meerrettich mit Sahne verarbeitet als Sahnemeerrettich kaufen.
Oft wird er auch zu Meerrettichsenf oder Preiselbeer-Sahnemeerrettich zu Wild serviert und gilt als klassische Beilage, vor allem in Franken, Hessen und der Lausitz, als Meerrettichsoße zu gekochtem Rindfleisch.
Auch die grünen Triebe lassen sich angebraten in der Pfanne als Gemüsesnack verzehren oder mit heißem Wasser aufgegossene Seitenwurzeln als Meerrettichtee trinken.

Als Grillmarinade:

  • 2 EL Meerrettich zB. Sahnemeerrettich
  • 2 EL Ketchup
  • 1 1/2 ELChiliöl
  • 2 EL Senf
  • 1 TL Honig
  • 2 TL Salz
  • 1 TL Curry
  • 1 TL weißen Pfeffer
  • 1 TL Knoblauchpulver/-granulat

Alles zusammenmischen und das Fleisch dick damit einreiben und mehrere Stunden gekühlt ziehen lassen.

Heilwirkung

Im Mittelalter wurde der Meerrettich gegen eine ganze Liste von Krankheiten verwendet. Dabei fand er häufiger eine äußere Anwendung, da er als reizendes und hauterrötendes Mittel verwendet wurde, um z. B. Skorbut zu behandeln. In größeren Mengen gegessen galt Meerrettich als nützlich gegen Vergiftungen, da er das Erbrechen förderte. Wie Senf wurde er gegen Verdauungsbeschwerden, Skorbut, Wassersucht, Amenorrhö und bei Wechselfieber benutzt. Dazu wurde die Wurzel gerieben/gepresst löffelweise verabreicht.

Heutzutage wird Meerrettich verwendet, um Abwehrkräfte zu stärken und vor Erkältungskrankheiten zu schützen. Er enthält viel Vitamin C und wirkt kreislaufanregend, hustenlösend und wird äußerlich als Breiumschlagen gegen Rheuma, Gicht, Insektenstichen, Ischias und anderen Nervenschmerzen angewandt. Auch bei Kopfschmerzen kann er helfen. Dazu muss man ein wenig Duft des geriebenen Meerrettichs einatmen, wodurch leichte Verspannungen gelöst werden.
Wissenschaftlich belegt ist die antimikrobielle Wirkung der sogenannten Senföle im Meerrettich.

Aberglaube

Man sagt dem Meerrettich heilende Kräfte nach – Kinder trugen früher öfter auf dem Land eine Halskette, die aus geschnittenen aufgefädelten Scheiben einer Meerrettichwurzel hergestellt war. Legt man zudem Scheiben rohen Meerrettich in den Geldbeutel, soll dieser niemals leer werden.